Carlsburg
Die enge Verbindung merkantilistischer und militärischer Zielsetzungen zeigt sich auch
in der Neugründung der Carlsburg, welche die schwedische Krone 1672 an der Wesermündung
in Gang brachte, um dem unbotmäßigen Bremen eine Konkurrenzstadt buchstäblich vor die
Nase zu setzen. An der Mündung der Geeste in die Weser hatten die Schweden bereits den
Ort Lehe befestigt und in ihr System der befestigten Schanzen einbezogen, das ihre
Herrschaft im 1648 erworbenen Herzogtum Bremen-Verden sichern sollte.
Auf der Lehe gegenüber liegenden Seite der Geeste entstand eine der Topographie
angepasste ovale Festungsanlage mit zehn Bastionen. Die innere Stadt gliederte sich in
zwei, durch einen schiffbaren Kanal getrennte Stadtquartiere mit rechteckigen Baublöcken.
Die Ähnlichkeit mit der Anlage Göteborgs drängt sich geradezu auf, jedoch blieb die
Carlsburg glücklos. Im Zuge des schwedisch-dänischen Krieges 1675-1679 blieben die
Bauarbeiten stecken, und dänische Truppen zerstörten die errichteten Anlagen.
Pläne zum Neubeginn seit 1680 erwiesen sich als nicht finanzierbar; und Zweifel,
ob Bremen sich durch die Carlsburg auskonkurrieren lasse, waren mehr als angebracht.
Dennoch hatte die schwedische Regierung ein gutes Gespür für den Standort.
Denn 1827 gründete die Stadt Bremen an eben dieser Stelle Bremerhaven als ihren Vorhafen.
Kersten Krüger
Literatur:
Eimer, Gerhard: Die Stadtplanung im schwedischen Ostseereich 1600-1715 mit Beiträgen zur Geschichte der Idealstadt. Stockholm 1961.
Scheper, Burchard: Die Anfänge der Carlsburg bis 1674, in: Europäische Städte im Zeitalter des Barock. Gestalt – Kultur – Sozialgefüge. Köln, Wien 1988, S. 355-397.
Deggim, Christina: Das Wappen der Carlsburg. Bemerkungen zu einem Aktenfund. In: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 84 (2005), S. 319-324.
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