Riga kam 1621 in schwedische Hand und bildete bis 1710 einen wichtigen politischen wie militärischen Stützpunkt im Herrschaftssystem Schwedens über den Ostseeraum. Die Stadt hatte seit dem Mittelalter große Bedeutung in der Vermittlung des Seehandels über die Ostsee. Die Oberschichten, bestehend aus Kaufleuten und Handwerkern, waren zumeist deutscher Herkunft. Später kamen schwedische Verwaltungsbeamte und Militärpersonen hinzu. Die mittleren und unteren Schichten kamen hingegen aus dem von Letten besiedelten Umland. Sie siedelten zum großen Teil außerhalb der Stadt in weitläufigen, mit Holzhäusern bebauten Vorstädten. Diese stellten in militärischer Hinsicht ein Sicherheitsrisiko dar. Auch in Riga wurde die schwedische Politik der Stadterweiterung und -befestigung um 1650 spürbar.
Die Abbildung 1 (Norden ist links) zeigt eine in diesem Zusammenhang entstandene Skizze, vermutlich von Johann von Rodenburg. In der Mitte unten liegt die befestigte Altstadt, in deren Fläche weder Straßen noch Bauten eingezeichnet sind. Nördlich davon ist die alte Ordensburg erkennbar, an die ein Kastell anschließen sollte. Die Vorstädte sollten mit einem rechtwinkligen Straßennetz erschlossen und mit quadratischen Baublöcken versehen werden. Der neue Befestigungsring zog sich wie ein großer Halbkreis um die Gesamtstadt. Über die Verwirklichung des Plans ist weinig bekannt. Der Ausbau hat sich vermutlich zunächst auf die Johannisvorstadt im Süden der Altstadt konzentriert.
Wie in den anderen baltischen Städten gab es auch für Riga um 1690 neue Aktivitäten der schwedischen Krone zur zeitgemäßen Erweiterung und Befestigung der Stadt. Einen neuen Gesamtplan (Abbildung 2, Norden ist links, das Ufer der Düna unten) entwarf George Palmstruck um 1692. Er zeigt in der Mitte die Altstadt mit ihrem unregelmäßigen Straßennetz, daran südlich anschließend die Johannisvorstadt mit quadratischen Baublöcken im Schachbrettmuster. Im Norden ist ein fünfeckige Zitadellevorgesehen. Es ist Endpunkt einer weitläufigen Festungsanlage um die Gesamtstadt mit sechs Bastionen und sieben Ravelins im breiten Wassergraben mit Contrescarpe davor.
Gegen die Form der Zitadelle erhob Erik Dahlberg Einspruch und legte 1695 einen eigenen Entwurf vor (Abbildung 3). Darin konkretisierte er die innere Bebauung entsprechend den militärischen Erfordernissen. Ein Kanal in der Mitte ermöglichte die Versorgung auf dem Wasserweg über die Düna. Eine - soweit möglich - regelhafte Bebauung mit Kasernen und Magazinen ließ einen Militärstandort entstehen, der für sich mit fünf Bastionen befestigt war. Eine Stadtansicht des frühen 18. Jahrhunderts aus der Vogelschau (Abbildung 4) zeigt die Ausführung der Planung. Sie prägt bis heute das Bild der Altstadt von Riga.
Kersten Krüger (nach Eimer).
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